Tag 5: Die Pinguin Polizei

Der heutige Tag begann quasi mit Frühsport. Aufgrund unseres straffen Zeitplans starteten wir nämlich mit dem Sightseeing bereits vor dem Frühstück und entgangen damit allen Touristen, die, pünktlich mit unseres Ankunft am höchsten (End)Punkt der steilsten (Wohn-)Straße der Welt, an deren unterem Ende aus ihre Bussen ausgekippt wurden.Wieder unten angekommen haben wir uns noch unserer Zertifikat für die Bezwingung der STraße ausstellen lassen und dann ging es ab ins Hostel an den Frühstückstisch. Eine Schüssel Cornflakes später saßen wir wieder im Nissan und machten uns zur kurzen Stadtbesichtigung von DUnedin auf. Diese bestand aus: Hauptbahnhof (angeblich das meist fototgrafierte Gebäude in DUnedin), Cadbury’S Schokoladen Fabrik (nur die Wartehalle, da man selbst für den Shop eine Eintrittskarte braucht) und dem Supermarkt. Dann ging es schon ab auf den SH1 in Richtung Kaka und Nugget Point.

Selbst wenn die “Autobahn” hier nur einspurig ist und durch grüne Hügel verläuft, war das spektakulärste Ereignis unterwegs unser erster Wildschaden. Eiskalt fuhr Martha einen kleinen Pipmatz an und beobachtete ihn dann im Rückspiegel, wie er zur Seite schleudert und zu Boden geht. (Kleine Korrektur: 1. Martha war sehr besorgt um den armen Vogel. 2. Das ist schon auf dem Weg von Christchurch nach Lake Tekpo passiert, aber sonst hätte es hier wirklich nichts Berichtenswertes gegeben.)

Nugget Point – wo Gott sein Spielzeug vergessen hat

Auf dem Weg in Richtung Süden bogen wir vom SH 1 auf die Southern Senic Route ab, die langsamere, aber landschaftlich schönere Strecke. Entlang der Küste war unser erser Stop ein kleiner Ort mit dem klangvollen Namen Kaka Point. Laut Reiseführer gibt es hier einen ruhigen Sandstrand und ein gutes Restaurand – während des Schreibens gerade tauchte mehrfach die Frage auf, warum wir da eigentlich gehalten haben. Vermutlich wegen der Aussicht und um dem aufgeheizten Nissan für eine kurze Abkühlung in der Seebrise zu entflüchten. Von Kaka Point aus ging es eine unübersichtliche Schotterstraße hinauf zum Parkplatz, der den Ausgangspunkt für den Spaziergang zum Nugget Point darstellt.

Der Nugget Point ist ein Leuchtturm an der südwestlichen Küste der Südinsel und die letzten 100 Meter über einen schmalen Pfad zu erreichen, der rechts und links einen schönen Ausblick auf die Küste bieten. Das eigentliche Highlight dieses Ortes ist jedoch nicht der Leuchtturm, sondern die senkrecht aus dem Wasser stehenden Felsbrocken, die aussehen, als hätte sie jemand (vermutlich ein Maori Gott) dahin geworfen, ohne groß darüber nachzudenken. Sehr hübsch vor allem in der Kombination mit diesen faszinierenden neuseeländischen Wolken.

Hier trug es sich ebenfalls zu, dass wir unsere erste Bekanntshaft mit Fellrobben machten. Sie waren zwar ganz weit weg, aber wir haben sie gesichtet und dank des 200mm Objektives auch auf “Film” gebannt. Nur wenig später, immer noch am Nugget Point, hatten wir das Glück zwei Gelbaugenpinguine – sehr selten – bei ihrem Landgang zu sichten. Eine kurze Unterhaltung mit einem ebenfalls deutschen Ehepaar ergab, dass in Curio Bay, wo wir heute übernachten wollten, viele Delphine seien, die gerne mit Menschen schwimmen. Vorfreude machte sich breit.

Jack’s Blowhole – Jack war wohl nicht zu Hause

Nächster Anlaufpunkt auf der Southern Senic Route war Jack’s Blowhole: Eine 55 Meter tiefes Loch in der Landschaft, dass 200 Meter von der Küste entfernt, aber über eine unterirdische Verbindung mit dem Meer verbunden ist. Bei Flut (und am besten rauher See) sprizt das Wasser dann aus besagtem Loch in die Höhe – nicht jedoch bei uns. Bei uns ist es schwül und Regen zieht auf und trotz der hereinkommenden Flut sprizt kein Wasser. Aber es war trotzdem schön anzusehen, so dass die 20 Minuten Hin- und Rückweg nicht umsonst waren.

Fossil Forrest – Der versteinerte Wald

Auf unserem weiteren Weg entlang der Route lagen ein angepriesener Wasserfall (Marthas Wunschziel) und die Cathedral Caves (Franzis Wunschziel). Beide mussten wir aufgrund des Timings links liegen lassen. 😦 Es dauerte auch nicht lange und es fing an zu regnen. Aber richtig. Also auf dierektem Weg ins Hostel einchecken und dann mal schauen, ob wir es schaffen, kurz vor Sonnenuntergang noch mehr Pinguine beim Fossil Forrest zu beobachten. Einchecken bestand aus einem kurzen Anruf beim Besitzer (Die Aneisung lautete: Call us when you get here and just let us know which room you’ve taken.) und seiner Aussage: “Make yourself feel at home.”

Trotz des strömenden Regens machten wir uns noch auf zum Fossil Forrest einem 180.000 Jahre altem versteinerten Wald aus der Jura-Zeit. Nach einem kurzen kompletten Auseinanderernehmen unsrer Rucksäcke auf der Suche nach Regenhosen standen wir zwischen Sand, Stein, Algen und den uralten Baumstämmen. Doch alle Blicke waren fixiert auf einen Pinguin, der auf einem Stein geradezu für Fotos posierte. Und dabei sollte es nicht bleiben, denn nach und nach kamen noch zwei weitere aus dem Wasser und weitere zwei aus den Büschen, in denen sie nisten. Da war der strömende Regen ganz schnell vergessen. Überraschender Weise hat die Kamera auch nur einen minimalen Wasserschaden davon getragen, den die Bilder definitiv wert waren bzw. sind! Sieben Gelbaugenpinguine an einem Tag!

Zum Regen kam auch noch die eintreffende Flut, so dass wir uns zügig zurück zum Auto aufmachten und uns zum Trockner ins Hostel zurückzogen.Nach einem nicht ganz so leckeren Essen, bekamen wir von den Hostelbesitzern noch Hinweise zum Umgang mit Pinguinen und tauschten Hostel- und Reisetipps mit der französischen Familie aus, mit der wir uns die kleine Hütte teilten.

In diesem Sinne: Stellt euch nie zwischen einen Pinguin und seinen Weg in den Busch, denn dann kann er nicht nach Hause!

Martha & Franzi

Tag 4 – Hilfe, die Touristen sind los!

Lake Takepo die Zweite – Die Invasion der Touristen

Wie gesagt stand für den heutigen Tag als erstes die Besichtigung der Kirche und der Statur eines Collies an, die die Hunde der Schaafhirten ehrt, die maßgeblich zur Besiedelung des Mackenzie Country beigetragen haben. Mackennzie hat Schaafe geklaut, neues Land besiedelt und wurde dann verhaftet und eingesperrt. Weil ihm jedoch die Leute zu Hauf nach eifferten, wurde nach ihm gleich mal die ganze Region benannnt. Was ist das denn für ein Vorbild?! Egal. Zurück zur Kirche. Schlau belesen wie wir ja sind, wussten wir, dass in Lake Tekapo vor allem am Vormittag Touri-Busse in unvorstellbaren Mengen ausgeschüttet werden. Da wir sie ja bereits am vorherigen Nachmittag umgehen konnten, wollten wir das auch jetzt tun und machten uns daher besonders zeitig auf. Erfolgreich, denn der Parkplatz war leer und keine Menschenseele zu sehen. Wie auch, denn der ganze See, der ganze Ort und demzufolge auch die ganze Kirche steckten in tiefstem Nebel! Wir gaben uns also Mühe, trotzdem ein paar optisch ansprechende Bilder zu machen und waren noch nich ganz fertig als sich die erste Touristen-Flutwelle über den die Kirche umgebenden Rasen ergoß. Es hätte aber noch schlimmer kommen können, denn die Hälfte der Reisegruppe zog es vor, ihr Foto aufgrund des feuchten Wetters lieber von innerhalb des Busses zu machen. Frei nach dem Motto “Ein Touri-Bus kommt selten allein!” bog ein Bus nach dem nächsten auf den Parkplatz und wir machten flinke Füße zurück zum Nissan und ab in Richtung Mount Cook.

Mount Cook – Einmal Gletscher hin und zurück

Kaum hatten wir das Ortsausgangsschild (das imaginäre) hinter uns gelassen, ließen wir auch den Nebel hinter uns und fanden uns in strahlendem Sonnenschein wieder. Vorbei am Lake Pukaki, dem quasi großen Bruder des Lake tekapo, wenn auch nicht ganz so blau, wie wir finden, fuhren wir dem Mount Cook entgegen. Mit einer stolzen Höhe von 3755m ist er der höchste der 27 Dreitausender in Neuseeland – 22 davon befinden sich allein im Mount Cook National Park. Da kommt man sich schnell ganz schön klein vor. Der zum Mt. Cook gehörige “Ort” hat wenig zu bieten, so dass wir uns nur kurz im DOC (Department of Conservation) Info Center über die möglichen Walks informierten. Unsere Wahl fiel auf den Tasman Valey Walk, der uns innerhalb von 3 Stunden zum Gletschertor (Terminal) des Tasman Gletschers und zurück führen sollte. Rein in die Wanderschuhe und los ging’s. Auf dem Parkplatz haben wir uns wohlwissend, dass die Sonne zur Mittagszeit am stärksten brennt und das Ozonloch ja auch nicht so weit weg ist, noch etwas Sonnencreme “geborgt” – gebracht hat’s nur bedingt was. Der Walk begann vergleichsweise eher wie ein Spaziergang. Bis zur ersten Hängebrücke waren es nur 15 Minuten über flaches Land miteinem schön gemachtem Weg. Auf der anderen Seite dieser ersten HÄNGEbrücke ging es schon etwas steiniger weiter und vor allem schon wieder bergauf. Wir betrachteten es als Höhentraining für den Milford Track und genoßen den wunderschönen Blick auf den Mt. Cook. Kurz vor Hängebrücke Nummer zwei mussten wir etwas entlang der Felswand klettern und machten erste Bekanntschaft mit dem Schild “Falling Rocks. No Stopping.” Ein Schild, dem wir bis heute fast täglich in der ein oder anderen Form begegnen.

Nach Überquerung der Brücke stellte sich die Frage, weitergehen oder nicht weitergehen. Immerhin hatten wir die größere Strecke noch zu fahren und es war bereits 13 Uhr. Aber wenn der Gletscher ruft, dann ruft der Gletscher und wir entschieden uns, bis zum Ende zu laufen. Es ging weiter stetig bergauf und zwischendurch auch ein bißchen über Stege durchs Wetland (dazu später mehr). Auf jeden Fall hat es sich trotz brütender Hitze gelohnt: Der Ausblick auf die umliegenden Berge und die Begnung mit dem Gletscher waren wirklich toll! Am See in dem der Tasman Gletscher mündet machten wir kurz Rast und traten dann den Rückweg zum Parkplatz an. Eine Frage blieb jedoch offen: Wie kommen diese ganzen Touristen auf die Idee einen solchen, im nachhinein betrachtet sehr steinigen und bergigigen, Track in Jeans und Turnschuhen oder gar mit vorgeschnallten Baby zu machen? Bisher erschließt es sich uns noch nicht – Anregungen zur Lösung des Rätsels sind willkommen.

Vom Mount Cook nach Dunedin – 311km und eine göttliche Eingebung später

Nach nur 2h 50min saßen wir wieder im Auto und fuhren wie wir gekommen waren entlang des Lake Pukaki in Richtung Dunedin (gesprochen: Denidin). Alles was wir bisher an Schaafen vermisst hatten, holten wir in den kommenden zwei Stunden auf. Schaafe wohin man sah und ein Lama! Genauer gesagt ein posierendes Lama. Irgendwo unterwegs – leider ist es nicht mehr genau nachzuvollziehen wo – müssen wir von der Hauptstraße abgekommen sein, denn es ging in unendlichen scheinenden Windungen über irgendeine Landstraße durch das NAME FOLGT Reserve. Sehr schöne Landschaft mit Felsen, die unseren Umweg, der rein Kilometer-mäßig keiner war auf jeden Fall gerechtfertigt hat. Entlang der Straßen dieser inspirierenden Landschaft kam Franzi der Geistesblitz, dass einer der vorher einegholten Reisetipps über am Strand liegende, kugelrunde Steinbrocken ging. Die wie-heißen-sie-doch gleich Boulders. Die Moeraki Boulders. Glücklicherweise lagen sie genau auf dem Weg nach Dunedin. Auch hier war das Cafe bei unserer Ankunft zwar schon wieder geschlossen, aber der Strand kennt keine Schließzeiten und so konnten wir den Blick auf die Steinkugel abseits der Touristen-Stroßzeit genießen. Lustige Dinger, diese Steine. Was wir jedoch noch heraus bekommen müssen ist ihr Ursprung. Hier am Strand sahen wir auch unseren ersten Pinguin – leider tot.

Von Moeraki aus war es dann mehr oder weniger nur noch ein Katzensprung bis nach Dunedin und unerer Hostel mit dem erwartungsschwangeren Namen “Hogwartz”. Die Straßen von Dunedin beeindruckten von Beginn an mit ihrer extremen Steigung. Kein Wunder, dass hier die steilste Wohnstraße der Welt zu finden ist. Diese hoben wir uns jedoch für den nächsten Morgen auf.

In diesem Sinne: Gebt Acht vor dem gemeinen Touristen!

Martha & Franzi

Tag 3: Lake Tekapo – ein blaues Wunder

Gestärkt mit jeweils zwei Nutella-Toasts und ein paar Schlucken O-Saft machten wir uns auf nach Lake Tekapo, unserem Zwischenstopp auf dem Weg zum Mount Cook. Begleitet vom bescheidenen Wetter nahmen wir statt des schnelleren State Highway 1 die Inland Scenic Route. Erster angepriesener Zwischstopp war Metven. Die Beschreibung reizte uns aber gar nicht und so blieb Marthas Fuß auf dem Gaspedal. Na ja mit viel mehr als 80 kmh waren wir die meiste Zeit eh nicht unterwegs. Ein “Must” für Gourmets sollte Geraldine sein, wo samstags zu dem ein Bauernmarkt sein sollte. Gefunden haben wir ihn nicht, dafür aber ein Stück vermutlich einheimischen Käse erworben und kurz dem Käse-Mach-Mann über die Schulter geschaut. Nach einem kleinen Snack ging es weiter und so langsam ließ sich auch hier und da mal ein Stückchen blauer Himmel erspähen.

Pünktlich mit dem Erreichen des Ortseingangsschildes “Lake Tekapo” war jegliches schlechtes Wetter verzogen und bei strahlendem Sonnenschein präsentierte sich der

Lake Tekapo - Ein blaues Wunder

unglaublich blaue See von seiner besten Seite. Durch das fleißige Studium des Reiseführers hatten wir nicht nur die Antwort auf die Herkunft dieses Blaus sondern auch schon einen ziemlich genauen Plan von dem, was wir mit unserem “neu gewonnenem” Nachmittag anstellen wollten.

 

Im Hostel wurden sofort die Wanderschuhe geschnürt, denn für unsere dreistündige Wanderung auf den Mount John wollten wir keine Zeit verschwenden. Und so ging es auf über Stock und Stein – von letzterem mehr – zunächst relativ moderat entlang des Ufers, dann jedoch steil bergan. Jedes Mal, wenn wir dachten wir sind ganz oben, ging es wieder ein kleines Stückchen hinuter, um uns dann noch höher hinauf zu jagen. Auf dem Berg befindet sich der Lonely Planet Tip: Das Astro Cafe, dessen Besuch sich wegen des großartigen Ausblicks besonders lohne. Ausblick ja, Cafe nein. Denn es hatte bereits geschlossen. Martha vermochte es mit ihrem unvorstellbaren Charme jedoch, der Verkäuferin noch zwei Eis aus dem Kreuz zu leihern. Und damit begann dann unser Abstieg, der im Gegensatz zu Aufstieg entlang eines wohlgeformten Weges erfolgte und dementsprechend schnell war.

Nachdem wir de  Berg nun nicht nur bestiegen sondern gefühlt auch umrundet hatten, spazierten wir im Abendlicht noch entlang des Ufers zur Kappelle “The Good Shepard”, die wir aber nur von der gegenüberliegenden Seite des kleinen Zuflusses anguckten. Die nähere Betrachtung der winzigen und zur Eheschließung äußerst beliebten Kirche verschoben wir aufgrund knurrender Mägen auf den nächsten Morgen.

Zurück im Hostel kochten wir unser erstes neuseeländisches Essen: Spirellis mit Tomaten-Knoblauch-Sauce. Aus dem Glas. Total kreativ und selbstgemacht. Selbst warm gemacht halt. Aber nichts desto trotz super lecker (o-Ton Martha und das will was heißen). Dann gings ab ins Bett, denn Wir wollten ja früh in RIchtung Mount Cook starten.

In diesem Sinne: blau, blau, blau ist Lake Tekapo … ähh … blüht der Enzian!

Martha & Franzi

PS: Die blaue Färbung des Sees kommt von winzig winzig kleinen Sedimen-Partikeln, die im Wasser gelöst sind. Diese wurden über Jahrtausende und mehrere Eiszeiten hinweg am Boden vom einem Gletscher aus Geröll gemalen. Sie geben die Wasser eine milchige Fäörbung, die den See durch die Brechung des Lichtes in einem intensiven Blau erstrahlen lässt. Wieder was gelernt!

Tag 3: Christchurch – die Stadt, die bebt

Am Flughafen wurden wir von unserer Autovermietung abgeholt und zum Depot mit unserem Auto gefahren. Ein Nissan Sunny Super Saloon dunkelblau. Schnell die Kredit Karte durchgezogen, Belehrung unterschrieben und die Straßenkarte gegriffen und schon fanden wir uns im stockenden Feierabendverkehr wieder. Dank des geborgten Navis hätte uns die Navigation zum Hostel eigentlich recht leicht fallen sollen. Nun erklär aber mal dem Navi, dass die gesamte Innenstadt von Christchurch abgesperrt und von Polizei und Militär bewacht ist. Gezwungener Maßen umfuhren wir den Bereich weitläufig und kamen trotz der Risse und Löcher in den Straßen heil am Hostel an.

Ohne viel Zeit zu verlieren haben wir schnell eingecheckt und unsere Sache abgeworfen, um uns dann auf den ersten – und einzigen – Streifzug durch die Stadt auf zu machen. Wirklich weit kamen wir nicht, denn wieder war die Straße abgesperrt und bewacht. So schlängelten wir uns am Rand der Absperrung durch ein paar Straßen entlang des Avon River. Es fühlte sich an wie in einer Geisterstadt: keine Menschen auf den Straßen, überall zerfallene, verlassene Häuser und nicht zu vergessen die Polizei Patroullie. Als uns klar wurde, wie groß der Umweg zum Botnischen Garten (unserem eigentlichen Ziel und so ziemlich das einzige, was es noch zu sehen gab) wirklich war, haben wir wieder umgedreht und beschlossen unser Glück am nächsten Tag mit der Gondelbahn zu versuchen.

Zu Essen gab es nur noch Chips aus der Videothek gegenüber. Geistiges Futter bot uns die Routenplanung für den nächsten Tag und die Sorge um angekündigte Nachbeben in der Nacht. “Die sind aber nur ganz leicht und völlig normal” hieß es. Nach zwei winzigen Erschütterungen, die jeweils nur einer von spürte, wurden wir in der Nacht gleich richtig wach gerüttelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Erde bebte, wenn im Vergleich zu vor einigen Wochen oder kürzlich Japan auch nur minimal, hat es für unseren Geschmack mehr als ausgereicht. Erdbeben finden wir doof. Aber trotzdem gab es in der Nacht noch ein weiteres kleines Beben. Kein Wunder, dass die Einwohner CHCH (neuseeländische Kurzform von Christchurch) zu Zehntausenden verlassen. Wir schlossen uns an.

Doch bevor wir der Stadt endgültig den Rücken kehrten, wagten wir noch einen letzten Versuch: Wir machten uns auf zur Gondelbahn mit der man auf den Mount Cavendish fahren und einen schönen Ausblick über die Stadt genießen kann. Mal abgesehen davon, dass das Wetter alles andere als eine gute Aussicht zuließ, war natürlich und wie befürchtet auch die Gondelbahn außer Betrieb. Auch hier zierten Risse den Parkplatz, das Innenleben des Abfahrthäuschen war wild durch einander geworfen bzw. von der Decke gefallen und quasi vor der Tür war eine Art Seismograph geparkt. Also haben wir uns die Wochenend-Zeitung geschnappt, die herrenlos vor der Tür lag und machten uns auf in Richtung Lake Tekapo … es war nun gerade mal 10 Uhr morgens.

In diesem Sinne: Pop, pop, pop goes the world.

Martha & Franzi

Tag 1-2,5: Die Hinreise oder der Tag den es nicht gab…

Da sich ja die Herren Lokführer nicht ganz entscheiden konnten wie wo und vorallem WANN genau sie streiken wollen, begann unsere Reise mit bereits erwähntem Plan B: Mietwagen. Sixt stellte uns freundlicher Weise einen geräumigen VW Touran zur Verfügung mit dem wir dann pünktlich um 12 Uhr ab nach Frankfurt/Main düsten. Mitfahren und damit unsere Reisekasse etwas entlasten wollte leider keiner, denn die Bahnfahrer fuhren ja… Na toll. Egal so waren wir wenigstens auf der sicheren Seite. Die Fhart verlief ohne Probleme und so waren wir bereits vor der Zeit am Flughafen, wo wir zu unserem Glück auch schon unserer Gepäck aufgeben konnten. 17 Uhr: Check-In Complete.

Große Freude kam auf als bereits bei Ankunft am Flughafen feststand, dass unser FLieger 45 min Verspätung hattte. Doch, da wir ja mit einem ganz besonders aufmerksamen Reiseschutzengel gesegnet sind, sollte es nicht bei 45 min bleiben. Knappe 2,5 Stunden später hoben wir dann tatsächlich endlich a und verabschiedeten uns damit nicht nur von der Heimat sondern auch von jeglichem Zeitgefühl. Arividerci Tageszeiten!

1. ETAPPE: FRANKFURT –> DUBAI

2. ETAPPE: DUBAI –> BANGKOK

3. ETAPPE: BANGKOK –> SYDNEY

4. ETAPPE: SYDNEY –> CHRISTCHURCH

Da denkt man also man bucht einen Flug mit nur einmal Umsteigen… weit gefehlt … da bekommt man eine kleine Weltreise gratis dazu. Egal, ob man das nun möchte oder auch nicht. Interessiert keinen. Denn: Man ist ja nur der Passagier! Heißt also: Einsteigen – Starten – Landen – Austeigen – Transit – Einsetigen – Starten – Landen – Transit – Einsteigen – Starten – Landen – Transit – Einsteigen – Starten – Landen – Austeigen (alles einzeln getippt und nicht nur copy/paste … jajajajaja!). Und zwischendurch gabs ne Menge Zeit zum Essen (so es was gab), Trinken (davon gab’s ausreichend), Langweilen, Schlafen, Fernsehen, Spielen und von anderen Passagieren genervt werden. Zu den Details: Die erste Etappe unserer kleinen Weltreise verlief mehr oder weniger unspektakulär. Es war Nacht, also dunkel drinnen und draußen. Kopfhörer auf, Fernseher an und ab durch die Mitte. Überraschung bei der Landung in Dubai: statt wie beisher angenommen, nur einer Zwischenladung zum Tanken in Australien, halten wir auch noch mal in Bangkok. Macht ja nix, wir haben ja Zeit. Da völlig überbevölkert und aufgrund unserer Verspätung haben wir auf den Flughafen nicht viel gemacht, sondern uns geistig auf Etappe 2 vorbereitet.

Mitten in der Anti-Jetlag-Vorbereitungg a la Franzi, geriet Martha’s noch vorhandenes Zeitgefühl bzw. die Vorstellung davon nun völlig aus den Fugen. Nach neuseeländischer Zeitrechnung hätte es im Flieger Abendbrot geben müssen. Dubai war es aber erst kurz nach neun Uhr morgens, weswegen sich der Martha’sche Magen vorsorglich auf Frühstück eingestellt hatte und freute. Denkste! Es gab Mittag. Ätsch! Zottellamm mit dreifach-Schoki! Ende der Etappe: Bangkok. 32°C. Die Reisegemeinschaft schwitzt. Es ist jetzt späterer Abend. Sonne ist schon wieder untergegangen.

Wieder eine neue Sicherheitskontrolle später – ach was heißt eine, es waren ja zwei – saßen wir wieder auf unserem schon bekannten Platz und verfolgeden die Vorstart-Phase. Nach wie vor befanden sich der Zeitplan und unser Flieger in verschiedenen Zeitzonen. Und die längste Etappe starte ja gerade erst. Wenigstens war der Flieger extrem leer, so dass uns ein Business Class Treatment mit angewärmten Erfrischungstüchern und Flug-Sorglos-Paket zu Teil wurde. Essen blieb aber Economy Class. 😦 War aber trotzdem lecker. Es gab Fisch! Hoch motiviert durch die Ansage des schweizer Piloten, dass wir direkt über Alice Springs fliegen würden, hielten wir die AUgen offen, um einen Blick auf Ayres Rock zu erhaschen. Doch mal wieder kam uns die Zeitverschiebung in die Quere. Alles Schiebung! Es war nämlich mal wieder Nacht und Nebel. Auch Sydney verbarg sich im Landeanflug unter Wolken, aber wenigstens ohne Regen.

Nach mittlerweile 36 Stunden Reisezeit bis Sydney war jeglicher Speicher für das Aussehen von Flughäfen und die Prozedur der Sicherheitskontrollen bereits voll, so dass unsere Erinnerungen an unseren Aufenthalt in Sydney nur in temporären Dateien gespeichert werden konnten und beim Neustart in Christchurch heute morgen leider gelöscht wurden, um Platz für neue Eindrücke zu schaffen. Auf jeden Fall scheinen wir Pass- und Sicherheitskontrolle zur vollsten Zufriedenheit der Beamten bestanden zu haben, so dass wir bald wieder in unseren fast noch warmen Sesseln saßen. Noch einmal in die Luft zur Fütterung und ein Essen später fanden wir uns auf neuseeländischem Boden bei Regen wieder. Mit der Landing Card in der Hand und der guten argumentationskette im Geist stellten wir uns dem Kontrollmarathon: Für Pass und Flugticket zeigen gab’s ein dickes rotes R auf der Landing Card. Kaum das Gepäck vom Förderband genommen, wurden wir beschnüfflt. Ein kleiner Hund steckte seine Nase in unsere nach “Pausenobst” duftenten Taschen. Aber hatten wir ja nicht und so gab’s sein OK zusammen mit dickem blauem Gekritzel auf der Landing Card. Weiter zur Taschen-Inspektion. Dort ernteten wir ein “Excellent!” für die Deklaration von Schoki als Tierprodukt. Wir sind halt vorbildliche Einreisende. Als Dank stand nun noch “Boots + Food” auf besagten Karten. Nun hieß es Taschen, auf Essen raus, Schuhe raus bzw. Füße in die Luft (das erste Mal auf dieser Odysse, das Franzi ihre Wanderschuhe NICHT auziehen musste – das versteh einer). Alles gut und weiter zum bio-security Check. Im Tausch gegen die Landing Cards wurde nun unser Trekking Essen mit Rötgenstrahlen verseucht … prima. Aber was macht man nicht alles, um endlich rein zu dürfen.

Geschafft! Es ist der 11. März 2011, 16 Uhr Ortszeit (wir waren tatsäichlich pünktlich) und wir stellen fest: Der 10. März ist eigentlich völlig überbewertet, den haben wir nämlich ganz galant einfach mal ausgelassen – fast.

In diesem Sinne: If in doubt – declare it.

Martha & Franzi